
Viele Hundebesitzer und nicht Hundebesitzer haben es schon einmal gehört - der Welpenschutz. Aber was ist der Welpenschutz eigentlich, was soll dieser bewirken, macht er sozialbiologisch überhaupt Sinn?
Dieser Frage wollen wir auf den Grund gehen mit Erfahrungen und wissenschaftlich fundierten Kenntnissen.
Welpen im Rudel
Zum derzeitigen Stand der Wissenschaft gehen wir davon aus, dass der Haushund (Canis Lupus f.) vom Wolf (Canis Lupus L.) abstammt. Der Haushund soll sich aus der Domestikation von Wölfen vor rund 15.000 Jahren durch menschliche Zucht entwickelt habe. Dabei wurden je nach Gebrauchszwecke verschiedene Verhalten in der Zucht verstärkt (Jagdtrieb, Territorialverhalten, Modifikation des Jagtriebe). Es liegt also nahe, dass Verhalten des Wolfes im Umgang Welpen zu betrachten, um auf den Haushund Rückschlüsse ziehen zu können.
Besitz der Wolf also angeborene Verhaltensmuster für Welpen?
Die klare Antworte lautet ganz einfach nein.
Jeder Wolf muss lernen, mit Welpen umzugehen. Vielleicht kann der Beobachter tatsächlich eine Art Narrenfreiheit die Welpen - im eigenen Rudel - genießen können beobachten, jedoch liegt das wohl eher an der Erfahrung und der Tolleranz der individuellen Tiere als an einem angebohrenen Verhalten. Würde ein angebohrener Welpen schutz bestehen, würde dieser auch bei rudelfremden Welpen greifen. Das Rudel würde die Nahrung, welche für die eigenen Welpen bereitgestellt wird, mit dem fremden Welpen teilen. Damit würden die Überlebenchancen der eigenen Welpen verringert und die eigene Fitness (das Streben die eigenen Gene weiter zu geben) des Rudels würde sabotiert werden. Sozialbiologisch macht ein Welpenschutz also keinen Sinn - die eigene Fitness zu erhalten, ist der ureigenste Instinkt eines Tieres und wird sicherlich nicht sabotiert werden.
Der Urvater der Haushunde besitzt also keine Veranlagung zum Schutz von Welpen - damit kann der Haushund natürlich auch keine genetische Veranlagung besitzen.
Aber bei Menschenkindern wirkt der Welpenschutz!
Auch hier muss ich dich leider enttäuschen und verneinen. Kein Hund besitzt eine genetische, angeborene Veranlagung für Verhalten mit Menschenkinder. Jeder Hund muss Verhalten mit Menschenkindern erlernen. Er wird sie nicht von sich aus einfach schützen. Warum sollte er auch? Viele frische Halter und oder Eltern erliegen diesem Trugschluss, was unter Umständen fatale Folgen haben kann.
Laut Dr. Doris Feddersen-Petersen liegt hier Gefahrenpotential, Hunde und Kleinkinder alleine zulassen. Kinder nähern sich oft Hunden mit Interesse, überschreiten individuelle Grenzen und bedrängen den Hund. Dieser versucht sich der Situation zu entziehen oder welcheselt bei anhaltender Belagerung in Drohgebärden. Wie soll sich der Hund auch anders kommunizieren. Eklatante Fehler die hier Haltern unterlaufen sind den Hund zu maßregeln und das Drohen zu unterbinden. Was hier passiert kann schwere Folgen haben. Dem Hund wird eine Eskallationsstufe genommen. Im schlimmsten Fall überspringt der Hund diese Stufe und geht in die nächste über wie z.B. Haaresträuben, Zahnbelckung (Zähnefletschen) oder Abwehrschnappen.
Was also tun?
Verhindert, dass euer Welpe auf andere Hund zustürmt. Dies Verhindert unangenehme Situationen, welche andere Verhalten zu folge haben können.
Bedrängt euer Welpe andere Hund die vielleicht unsicher sind und keine Erfahrung mit Welpen haben erliegt nicht dem Trugschluss, dass die Situation von alleine gelöst wird. Helft dem anderen Hund und mutzt die Gelegenheit zum Training mit eurem Welpen (Deckentraining, Ruheübungen, Impulskontrolle)
Wird euer Hund von einem Welpen bedrängt und die Besitzer schreiten nicht ein, interveniert und klärt die Situation auf. Helft eurem Hund in einen ruhigen Platz an dem er nicht gestört wird (Safe Space wie z.B. Körbchen oder Decke. Achtung kein strafender Charakter).
Lasst eure Kleinkinder nicht alleine mit Hunden. Es können gefährliche Situationen entstehen.
Wird euer Hund von einem Kind bedrängt, klärt auch hier die Situation auf und schützt euren Hund und damit auch das Kind.
Comments