
Warum dein Hund jagt – und wie du das kontrollieren kannst
Du kennst es bestimmt: Du gehst mit deinem Hund durch den Wald oder über eine Wiese, und plötzlich nimmt er eine Spur auf. Seine Körperspannung verändert sich, der Blick wird fokussiert, und schon ist er im Jagdmodus. Du rufst, aber er reagiert nicht mehr. Ein Gefühl von Machtlosigkeit und Sorge macht sich breit, besonders wenn dein Hund außer Sicht gerät.
Aber warum ist das so? Und noch wichtiger: Was kannst du dagegen tun?
Warum jagt dein Hund?
Das Jagen ist für Hunde eine der stärksten selbstbelohnenden Verhaltensweisen. Bereits das Aufnehmen einer Spur löst in seinem Gehirn eine Dopamin-Ausschüttung aus, die ihn in einen regelrechten „Jagdrausch“ versetzt. Dabei spielt es oft keine Rolle, ob er die Beute tatsächlich fängt – schon der Prozess ist für ihn lohnend.
Die Schritte der Jagdkette
Die Jagdkette besteht aus verschiedenen Abschnitten, die genetisch im Hund verankert sind:
Sichtung der Beute: Er nimmt die Beute visuell oder durch Geruch wahr.
Annähern: Er schleicht sich geduckt an.
Hetzen: Die Beute wird verfolgt.
Fangen: Er versucht, die Beute zu packen.
Töten: Ein gezielter Biss beendet das Leben der Beute.
Zerlegen und Fressen: Instinktiv würde er die Beute zerlegen und fressen.
Bei den meisten Haushunden endet die Jagdkette vor dem Fangen oder Töten. Hütehunde zum Beispiel haben durch Zucht ein modifiziertes Jagdverhalten entwickelt, bei dem sie nur treiben und stoppen, aber nicht verletzen.
Kann man den Jagdtrieb abtrainieren?
Kurz gesagt: Nein, den Jagdtrieb deines Hundes kannst du nicht „abtrainieren“, da er genetisch verankert ist. Aber du kannst lernen, ihn zu kontrollieren und deinem Hund Alternativen bieten, die ihm genauso viel Freude bereiten.
Wie du den Jagdtrieb deines Hundes kontrollierst
1. Körperliche und geistige Auslastung
Ein ausgelasteter Hund hat weniger Bedürfnis, eigenständig zu jagen. Setze auf Aktivitäten, die seinem natürlichen Verhalten entsprechen:
Dummy-Training: Dein Hund sucht und apportiert einen Dummy, was Teile der Jagdkette simuliert.
Reizangel-Training: Hier kann er kontrolliert seiner Freude am Hetzen nachgehen. Beende das Training rechtzeitig, bevor er überdreht.
2. Sichere Spaziergänge mit der Schleppleine
Die Schleppleine gibt deinem Hund Bewegungsfreiheit und dir gleichzeitig Kontrolle:
Verwende eine Leine von 5-10 Metern Länge.
Sorge dafür, dass sie locker bleibt und dein Hund nicht plötzlich ins Geschirr rennt.
3. Zuverlässiger Rückruf
Ein starkes Rückrufsignal ist das A und O. Nutze ein markantes Wort oder eine Pfeife und verbinde den Rückruf mit hochwertigen Belohnungen, die deinen Hund motivieren.
4. Bedürfnisgerechte Belohnung
Wenn dein Hund auf den Rückruf hört, belohne ihn sofort mit etwas, das ihm Freude bereitet:
Spiele mit ihm.
Lass ihn Schnüffelspiele machen, bei denen er versteckte Kekse sucht.
Fazit
Das Ziel ist nicht, den Jagdtrieb deines Hundes zu unterdrücken, sondern ihn in geordnete Bahnen zu lenken. Mit Geduld, Konsequenz und den richtigen Trainingsmethoden kannst du das Vertrauen und die Kontrolle gewinnen, die euch beiden ein entspannteres Leben ermöglichen.
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