Hunde beißen. Das ist allgemein gekannt. Welpen knabbern freundlich zum spielen an Artgenossen, Jagdhunde greifen zur Nahrungsaufnahme Beute, Mutterhündinnen tragen Welpen zurück wenn diese abhanden gekommen sind, Treibhunde treiben größere Herdetiere vor sich her und Assistenzhund öffnen Tür und Tor. Das alles geschieht meistens mit dem besten Werkzeug des Hundes. Dem Maul.
Doch woher weiß der Hund mit welcher Intensität er in den beschriebenen Beispielen zugreifen kann? Wie schafft es die Mutterhündin so sanft zu zubeißen, dass der kleine Welpe nicht verletzt wird?
Die Grundlage hierzu wird bereits früh im Hundeleben gelegt. Nämlich in der sozial sensiblen Phase. Diese findet von der 3ten bis zur 20sten Lebensowche statt. Hier lernen die Welpen im Sozialspiel mit anderen Welpen und erwachsenen Hunden wie sie ihre Bisskraft einsetzten können.
Ablauf des Lernprozesses
Wenn du die Gelegenheit hast, beobachte Welpen wie sie mit anderen Hunden im Spiel interagieren. Im Beispiel gehen wir davon aus, dass zwei Welpen aus dem gleichen Wurf miteinander spielen.
Zunächst wird ein Spiel iniziert. Welpe A beißt Welpe B in Pfoten, Ohren, Ruten oder irgendwo anders hin was er gerade zu fassen bekommt.
Welpe B steigt in das Spiel ein und macht es Welpe A gleich. Ein Gerangel entsteht, die Welpen haben Spaß.
Plötzlich jault Welpe B auf, das Spiel wird kurz unterbrochen, die Welpen schauen sich an, worauf nach kurzer Pause das Spiel wieder aufgenommen wird.
Was ist nun passiert?
Im Spiel hat Welpe A die intensität der Beißkraft zu stark erhöht. Welpe B hat sich darauf hin gemeldet und ausgedrückt, dass das Spiel so nicht weiter geht wenn mit dieser Intensität gebissen wird. Welpe B hat das Spiel abgebrochen.
Welpe A lernt daraus, wenn die Intensität einen gewissen Punkt überschreitet habe ich keinen Spaß mehr und das Spiel wird beendet. Hier fand eine instrumentelle Konditionierung statt.
Natürlich wird die Situation noch einige Male auftreten und auch bei anderen Hunden und Welpen die unterschieldiche Empfindungen haben. Jedoch hat ein lernprozess stattgefunden welcher dazu beiträgt, die Bisskraft zu kontrollieren. Somit lernt der Hund den gehemmten Biss.
Ungehemmter Biss
Wenn es einen gehemmten Biss gibt, gibt es auch einen ungehemmten Biss. Setzt der Hund dies Waffe ein, wird es für alle beteiligten gefährlich. Der ungehemmte Biss ist der Biss mit voller Kraft. Je nach Rasse des Hundes wirken hier Kräft von mehrere Tonnen auf die Stelle die das Maul erwischt. Das Ziel dieses Bisses ist schlicht und einfach zu zerstören.
Zum Glück setzten sozialisierte Hunde, die die Beißhemmung erlernt haben, dies nur in Not- und Gefahrensituationen als letzte Möglichkeit ein.
Da der ungehemmte Biss des Hundes so gefährlich sein kann, ist es umso wichtiger, die Beisshemmung im jungen Alter zu erlernen.
Beißhemmungstraining mit dem Menschen
Oben haben wir bereits beschrieben, wie Hunde untereinande die Beißhemmung erlernen. Dieses Verhalten können wir kopieren und uns zu Nutze machen. Spielst du mit deinem Welpen, kann es schnell mal dazu kommen das die kleinen spitzen Zähne in deiner Hand landen. Du musst für dich und deine Familie im Vorfeld definiere, wie Ihr damit umgehen wollt. Ist ein leichtes kabbern ok? Dann müsst ihr euch auch über die Konsequenzen im klaren sein. Hund lieben das sozial Spiel und werden dann auch als erwachsener Hund beim spielen in die Hände und ggf. Füße beißen. Dann ist es umso wichtiger, bei zustarkem Biss die Übungen wie folgt auszuführen.
Du spielst mit deinem Welpen
Der Welpe beisst im Spiel in einem für dich unangenehmen Maße in deine Hand
Du imitierst das Jaulen von Artgenossen in dem du ein lautes hohes "AU" sprichst Hier ist das Timing sehr entscheiden und auch die Konsequenz immer bei ähnlicher Intensität abzubrechen
Das Spiel wird nun für kurze Zeit (wenige Sekunden) unterbrochen
Spielt dein Welpe weiter, steh auf und verlasse die Situation
Nach nicht länger als 10 Sekunden könnt ihr euch wieder eurem Welpen widmen und weiter spielen.
Der Lernprozess beginnt von vorne
Wie Ihr seht, ist das erlernen der Beißhemmung sehr wichtig und sollte auf alle Familienmitglieder abgestimmt sein. Ein Vernachlässigen kann bei bestimmten Hundetypen im erwachsenen Alter zu problemen und gefährlichen Situationen führen. Das ist ein Grund warum die Sozialisation mit Mensch und Hund so wichtig ist.
Für Unterstützung im Welpentraining oder bei anderen Themen meldet euch gerne bei mir unter FrechundFrei@online.de
Comments